Stiftung Kameramuseum Kurt Tauber



180 Disc- und 300 Einwegkameras von Dr. Dr. Krauss

Der Unternehmer, Fotograf, Sammler und Kunsthistoriker trennte sich von seinen Schätzen


Nur wenige Fotohistoriker und Sammler wissen, dass so viele verschiedene Disc-Kameras  in den wenigen Jahren auf den Markt kamen, in denen es diese heute fast schon vergessene Technik zu kaufen gab. Kameras wurden von 1982 bis etwa 1988 hergestellt, die passenden Filme noch bis Ende der 1990er Jahre. Aber alleine Ansco - unser Bild - lieferte mehr als ein Dutzend Modelle unter eigenem Namen, sicher noch OEM-Versionen für andere Firmen. Fotos: Kurt Tauber


 Die Foto-Scheibe mit den 15 Negativen


Interessantes Design - etwas für Kinder? Jedenfalls ein Hingucker, diese Disc-Kameras.


PLECH/STUTTGART. Wenige Tage, nachdem uns ein Karton mit 80 Einwegkameras aus tschechischer Produktion für AGFA und AGFA-Kunden erreichte, wurde das Deutsche Kameramuseum mit 300 weiteren - jeweils unterschiedlichen! - Einwegkameras internationaler Herkunft (13 Kartons) und mit 180 Disc-Kameras und rund 50 Disc-Filmen (insgesamt sechs Kartons) bedacht - alles in nahezu fabrikneuem Zustand, original verpackt. Ein Stuttgarter Mäzen hat uns diese Raritäten kostenlos überlassen. Beide Sammlungen konkurrieren nicht etwa miteinander, sondern ergänzen sich vortrefflich. Hier die internationalen Einwegkameras, dort nur die AGFA-Modelle, die von Gardena in Tschechien produziert wurden. Zufälle gibt's...


Der große Pkw-Kombi konnte die 19 Kartons voller Disc- und Einwegkameras kaum fassen. Insgesamt wurden an einem Sonntag im September 2017 gut 180 Disc-Kameras, 50 originalverpackte Disc-Filme sowie 300 Einwegkameras aus aller Welt in fabrikneuem Zustand abgeholt. Ein weiterer Riesen-Zuwachs für unser Museum. Foto: Wolf


Der edle Spender ist kein geringerer als der 1930 in Stuttgart geborene Kaufmann, Unternehmer, Fotograf, Sammler, Autor und Kunsthistoriker Dr. Dr. Rolf Herbert Krauss (* 1930 +2021).

Er studierte ab 1952 an der Universität München Staatswirtschaft und promovierte 1956 mit einer Arbeit über das betriebliche Vorschlagwesen. Von 1956 bis 1991 führte er die G. A. Krauss KG Stuttgart in der dritten Generation, bis er sie 1991 verkaufte. Von 1977 bis 1996 war er Vorsitzender der Sektion Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Photographie. Ab 1991 studierte er Kunstgeschichte und Germanistik an der Universität Stuttgart und promovierte 1999 mit der Arbeit "Photographie und Literatur, zur photographischen Wahrnehmung in der deutschsprachigen Literatur des neunzehnten Jahrhunderts". Von 1999 bis 2004 arbeitete Dr. Krauss als Lehrbeauftragter für Kunstgeschichte der Fotografie am Institut für Kunstgeschichte an der Universität Stuttgart. Krauss starb im Januar 2021 in Stuttgart.

 

In seinem Schenkungsangebot an das Deutsche Kameramuseum beschrieb Dr. Krauss seine außergewöhnliche Sammlung von Disc-Kameras so: "Die Sammlung habe ich während meiner Zeit als Eigentümer der Firma Krauss-Photo in Stuttgart zusammengetragen. Ich benutzte dabei die Geschäftsverbindungen, die ich in aller Welt hatte. Vielleicht war es die Ahnung, dass dieses System sich nicht lange halten würde, die mich dazu veranlasste. Und tatsächlich: Die Ära der Disc-Kameras umfasst, wie Sie wissen, nur sechs Jahre, von 1982 bis 1988. Im Frühjahr 1988 verkündete die Firma Kodak die Einstellung der Produktion ihrer Kameras. Filme gab es noch einige Zeit.

Die Sammlung hat daher einen klaren Anfang und ein eindeutiges Ende und bietet einen sehr guten internationalen Überblick über die damalige Szene. Ich glaube nicht, dass wichtige Erscheinungsformen fehlen. Natürlich kann man bei keiner Sammlung von Vollständigkeit sprechen, aber was ich als großer deutscher Händler mit internationalen Verbindungen erwerben konnte, findet sich in der Sammlung wieder.

Die Kameras sind alle neu, 'mint', wie der Sammler sagt, zum größten Teil sind sie originalverpackt. Es sind eine ganze Reihe von Gadgets dabei, wie die komplette Serie der Courrege-Kameras, die damals viel Aufsehen erregte."

 

Wenige Tage später dann ein zweites Angebot des Stuttgarter Mäzens per E-Mail: "Einige Hundert Einweg-Kameras, die er in der Zeit zwischen 1988 und 2000 zusammengetragen hatte. Es finden sich dort Beispiele von allen internationalen Kameraherstellern, dabei von Kodak die erste Einwegkamera “Fling”, noch im 110er-Pocket-Format, von AGFA bestückte Originalaufsteller und limitierte Auflageserien, von Fuji, Konica usw. sowie von Zweitherstellern, wie Concord und deren Abnehmern, wie die Hausmarken von Porst, Voigtländer aber auch von Give-aways oder Werbeartikel von Nicht-Foto-Firmen aller Art. Krauss: "Es entfaltet sich ein einzigartiges kulturelles Panorama der Neunziger Jahre, bei dem aber auch die großen Foto-Marken der ausgehenden Analog-Zeit vertreten sind".

 

Museumsleiter Kurt Tauber: "Die Verantwortlichen des Deutschen Kameramuseums in Plech sind stolz auf das Vertrauen, das der bekannte Sammler in uns setzt und wir freuen uns sehr über diese schon exotisch zu nennenden Neuzugänge."


Dr. Krauss hat sich in den letzten Jahren übrigens von mehreren seiner umfangreichen Sammlungen getrennt. So hat er beispielsweise seine riesige Bibliothek mit zig Tausenden von Bänden einer Marburger Einrichtung übereignet. In der Datenbank PhotoColl sind die Bestände der "Bibliothek zur Photographie, Collection Dr. R. H. Krauss" gespeichert. Aus den Ausstellungskatalogen, Sammelbänden, Aufsatzsammlungen usw. der Bibliothek wurden die einzelnen Aufsätze herausgezogen und unter ihren Autorennamen in die Datenbank eingestellt. 6.000 Aufsätze sind auf diese Weise recherchierbar. Die Datenbank selbst hat mehr als 25.000 Einträge.


Krauss hat übrigens ein interessantes Buch über seine Leidenschaften geschrieben: Das 224-Seiten-Werk "Ich sammle, also bin ich" erzählt die Geschichte einer Reise in die Vergangenheit von großen und kleinen Dingen, von Wichtigem und weniger Wichtigem und nicht zuletzt vom Autor selbst. Fast 60 Jahre lang sammelte Rolf H. Krauss und für jeden seiner Lebensabschnitte findet sich eine von 20 Sammlungen: von Kunst und Zeugnissen der Fotografiegeschichte über Stickmustertücher hin zu historischen Geräten des eigenen Unternehmens. "Ich sammle, also bin ich" ist eine rückblickende Beschreibung dieser Sammlertätigkeit, in der sich Sachliches und Persönliches zu einer ebenso spannenden wie nachdenklichen Autobiografie verbinden. Anschaulich und gewissermaßen en passant führt Rolf H. Krauss dabei die existenzielle Bedeutung des Sammelns für das menschliche Dasein vor Augen.

Kerber Verlag; 1. Edition (Januar 2019), deutsch, gebunden, Abmessungen: 17.9 x 2.8 x 24.6 cm (ISBN-10: 3735605540, ISBN-13: 978-3735605542.


Hier finden Sie ein einminütiges Video über die Neuzugänge


Bilder und Infos zur Sammlung Dr. Dr. Krauss

Cola-Dose mit Kamera

Sammler-Edition 1994

AGFA Black & White

Kodak-Sammleredition

Zwillings-Kameras

Kodak FNAC-Doppelpack

Alles wohl verpackt

Es gab sogar 3-D-Kameras

AGFA-Notfallset

Einweg-Kameras von Fuji

Limitierte AGFA-Modelle

Große Disc-Modellvielfalt

Farbvariationen einer attraktiv designten Disc-Kameras


 Das könnte Sie auch interessieren:


Eine Zusammenstellung von Einwegkameras auch anderer Hersteller finden Sie hier


Zur gemeinnützigen Stiftung Kameramuseum Kurt Tauber


Interessante Neuzugänge im Deutschen Kameramuseum


Nach oben  |  Zurück


 Back

Home

News

Impressum

E-Mail


Anzeige: