Falz & Werner Reprokamera, Modell K

Bild: Kurt Tauber

Der “Goliath im Deutschen Kameramuseum”, wie die Fachzeitschrift PhotoKlassik schrieb: 4,40 Meter lang ist die Repro-Kamera mit ihrem schweren Holzgestell und ihrem gigantischen Balgen. Um 1930 von der Leipziger Firma Falz & Werner gebaut, wird die Repro-Kamera in manchen Katalogen auch als „Schwingkamera“ geführt, denn der große Holzrahmen, auf dem sie wie auf einem Schlitten verschoben werden kann, ist über vier riesigen, konischen Federn gelagert. So konnten sie bei einer Langzeitbelichtung auch Erschütterungen durch umherlaufendes Personal nicht aus der Ruhe bringen.

Der Kamera-Koloss stand jahrzehntelang in einer Druckerei und wurde zur Vervielfältigung von Kartenwerken, Postern oder anderen Werbeträgern und vor allem zur Erstellung von Rastervorlagen eingesetzt.

Das Besondere an ihr ist der vollständig erhaltene und funktionstüchtige Beleuchtungsapparat, der aus vier heute kaum mehr anzutreffenden Lichtbogenlampen besteht. Diese funktionieren nach dem Prinzip eines Schweißgerätes: Zwischen den Enden der Kohlestäbchen bilden sich äußerst grelle Lichtbogen. Diese lauten, stinkenden und stromfressenden Lampen wurden bei den meisten erhaltenen Reprokameras irgendwann durch Glühbirnen, Halogenlampen oder Blitzlicht ersetzt. Dass unser Exemplar noch mit seiner ursprünglichen Beleuchtung ausgestattet ist, macht sie vielleicht sogar zu einem Unikat.

Doch nicht nur für Reproduktionszwecke, auch in der gegenständlichen Fotografie konnte die Kamera eingesetzt werden. Vielleicht kennen Sie die alten Gruppenbilder von Vereinstreffen, Feuerwehrjubiläen oder anderen Großgruppen? Von so einer Kamera mit dem riesigen Negativformat von 70 x 70 cm aufgenommen, konnte selbst bei einer hundertköpfigen Versammlung jedes Gesicht gestochen scharf aufgenommen werden. Dazu ist die Kamera selbst auf ihrem beweglichen Schlitten nach links oder rechts auf der Längsachse schwenkbar.

Ihre letzten aktiven Jahre verbrachte die Kamera bis zur Mitte der 2010er-Jahre auf dem Dachboden eines Berliner Physikers, der sie ab und an noch zur Herstellung von elektrischen Leiterplatten in Kleinserien nutzte. Kurt Tauber rettete das gute Stück vor dem Kaminfeuer – lange vor der Eröffnung des heutigen Museums. 2006 wurde die Kamera in Berlin sorgfältig auseinandergebaut, vom Pegnitzer Armaturen- und Pumpenhersteller KSB (Klein, Schanzlin & Becker) nach Franken geholt und auf Jahre in der Firma in Pegnitz erst einmal sachgerecht eingelagert.

Wenige Monate vor der Eröffnung des Deutschen Kameramuseums baute 2011 ein Schreiner die Kamera wieder auf. Zum Schluss war jedes Schräubchen an seinem Platz, kein noch so kleines Einzelteil fehlte. Seit 2011 hat sie nun ihren Ehrenplatz bei uns im Museum.

Mehr zur Geschichte der Kamera.

Objektdaten

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Fotoapparate analog Kategorie/Typ
Plattenkamera, Reprokamera
Originalität
Originalexemplar
Fotografischer Film / Konfektion (Foto)
Platte / Planfilm
Negativformat fotografischer Film
70 x 70 cm
Entfernungsmesser
Nein
Belichtungssteuerung
manuell
Wechselobjektiv an Kamera
Voigtländer Apo-Skopar 1:9/30 cm
Fokussierung
manuell
Bildstabilisator Kamera
Nein
Verschlusstyp
Kein Verschluss
Blitz
kein Blitzanschluss
Datenrückwand
Nein
Entstehungszeitraum Dekade
1920-1930
Gehäusematerial
Metall (Alu, Messing, Guss usw.), Holz
Abmessungen (cm)
Länge: 4,40 Meter
Museumsobjekt Zugangsdatum Jahr
2006
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